Mittwoch, 27. Juni 2018

Fast mehr gelaufen als gefahren

Bei strahlendem Sonnenschein habe ich mein Kellerzimmer in Kaliningrad verlassen, um noch die geplante Stadtrundfahrt zu unternehmen. Allerdings zeigte sich, dass das am Vortag erlebte Verkehrschaos auch am Morgen schon die Straßen verstopf und die Luft verpestet. Ich habe die große Fanmeile gesehen und ansonsten leider nicht viel. Ich hab mich da irgendwie überhaupt nicht zurechtgefunden. Ich musste höllisch aufpassen, denn entweder würde ich vom Bus abgedrängt, der mich mit meinem kleinen Moped wohl übersehen hatte oder schon erwähnte Straßenbahnschienen machten mir das Leben schwer. Nach einer Stunde und dem Kauf eines Kaliningrader Kühlschrankmagneten entschloss ich, die Sache hier abzubrechen und startete die Fahrt nach Litauen.

Auf zur Kurischen Nehrung. 


Dort angekommen erstmal wieder in einer Autoschlange warten. Hier müsste ich eine Eintrittskarte für die Befahrung des Gebietes kaufen. Das zu verstehen war nicht so einfach, aber ein paar nette Russen haben mir dann mit Händen und Füßen klar gemacht, dass ich nach vorn fahren kann, um mir die Karte zu kaufen. Ich bin da etwas vorsichtig, da fast immer einer in Uniform dasteht. Mit einem Spasiwo, das mir hier schon viele Lächeln einbrachte, ging es also an der Schlange vorbei, Karte gekauft, Foto gemacht und weiter.




Auf der Nehrung dann fuhr ich durch einen ewig langen Wald, der hin und wieder von kleinen Parkplätzen unterbrochen wurde. Da ich unbedingt die größte Wanderdüne Europas sehen wollte, hier aber fast alles nur auf Russisch angeschrieben war, musste ich immer anhalten und hoffen, dass mich jemand verstand den ich dann auch verstand, was nun hier gerade zu besichtigen sei.
Auf meine Frage, ob hier die Düne zu sehen sei, erhielt ich dann beim 3. Stop ein überzeugtes „Da“.
Also Motorrad abgestellt und der Dame am Imbiswagen 100 Rubel in die Hand gedrückt, damit sie auf das extrem dreckige Moped aufpassen soll. Als ich loslief, um zur besagten Düne zu gelangen, lief die ältere Dame mir hinterher und deutete mir an, ich solle meine Sachen, die ich ans Motorrad gehängt hatte, doch lieber in ihren kleinen Verkaufswagen legen. 



Mit mulmigem Gefühl, mein Moped da so allein gelassen zu haben und meine Sachen auch noch, rannte ich mehr als was ich lief die ca. 2km durch den Wald, hinauf zu einem Aussichtsturm, von dem aus man in der Ferne eine Düne erahnen könnte. Super, ich wollte aber zur Düne hin und nicht Sie aus der Ferne sehen. Also wieder zurück und nach „Spasiwo“ und „ Doswidania“ ging’s weiter.

Dann fand ich doch noch den richtigen Stop, an dem gleich zwei Dinge zu besichtigen waren. Der Wald der tanzenden Bäume und die Düne. Diesmal übergab ich nur meinen Helm einem Bernsteinkettenhändler und nahm Jacke und Tankrucksack mit. So ging es durch einen tollen Wald mit ganz verdrehten Bäumen, bei 30 Grad in Motorradklamotten und mit Nierengurt, den hatte ich glatt vergessen abzunehmen.
Wie sich herausstellte, war auch hier die Düne nur aus der Ferne zu sehen.



Also weiter und dann endlich kam ich zum erhofften Ziel.
Allerdings stellte sich heraus, wenn man eine Düne möglichst gut sehen will, so muss man hoch hinaus, also laufen und Treppen steigen. Der Ausblick dann war aber grandios.




So kam ich dann erst später als geplant an der Grenze an. Hier hatten die Beamten einige Probleme mit meiner Helmkamera, die mehrfach kontrolliert wurde, ob sie auch aus sei. Auch meine Taschen musste ich abbauen und in jede wurde reingeschaut. War dann aber alles ok und ich in Litauen. Und die Zeit lief dahin. Ankunft laut Navi 19:30 Uhr am Hügel der Kreuze, den ich noch vor der Fahrt zur Unterkunft besichtigen wollte. Das hab ich aber dann auf heute morgen verschoben und bin direkt Siauliai angefahren. Auch die erste kurze Fährfahrt lag auf der Strecke.




Aber ich denke, dass mir eine Stunde abhanden gekommen ist, da ich nun in einer neuen Zeitzone bin.

Somit bin ich gestern in Motorradstiefel ca. 8 km gelaufen und war dann am Abend beim Besichtigen der netten kleinen Stadt mitten in Litauen weitere 5 km unterwegs. Ein anstrengender aber toller Tag.

Und heute geht es zum Hügel der Kreuze und dann nach Riga.

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