Sonntag, 1. Juli 2018

Unglaubliche Gegensätze und Unterstützung von oben

Meine Fahrt nach St. Petersburg verlief bis zur Grenzstadt Narva ganz gut. Zwar fiel immer mal wieder Regen, aber eine tolle Küstenstraße und ein zufällig entdecktes kleines Kaffee an der Straße machten die Fahrt recht angenehm. 

Doch dann kam die Grenze. Da ich meine Tour möglichst komplett ohne Autobahn fahre bin ich nicht die übliche Transitstrecke nach Narva gefahren. Mein Navi führte mich brav zum Grenzübergang, an dem ein Beamter mir klarmachte, dass ich, bevor ich hier über die Grenze darf, mir einen Zettel mit einer Nummer besorgen muss. Auf einem großen Plan zeigte er mir, wo in der Stadt ich diese Ausgabestation finde. Leider redeten wir etwas aneinander vorbei. Denn er zeigte mir die Route von dieser Station wieder zur Grenze und ich war der Meinung, das ist derWeg zur Ausgabestation. Ich fuhr also los in der Hoffnung, das zu finden, aber nichts zu wollen. Eine halbe Stunde drehte ich Kreise in der Stadt und fragte alle möglichen Leute, bis endlich ein netter Herr, den ich neben mir an der Ampel in seinem Auto ansprach, mich ihm folgen lies und er brachte mich zum ersehnten Ziel. Das hätte ich nie gefunden. Dort musste ich dann an einer kleinen Hütte meine Papiere vorlegen und alles wurde erfasst, worauf ich einen erstenZettel bekam und den Hinweis, mich in eine bestimmte Reihe der wartenden Fahrzeuge am anderen Ende des Platzes zu stellen. Das tat ich auch, ohne zu wissen, was nun passiert. Am Ende des Platzes war wieder eine kleine Hütte, neben der eine große Anzeigetafel wirre Buchstaben und Zahlen im schnellen Wechsel zeigte. Und kaum hatte ich mich angestellt sah ich mein Nummernschild dort angezeigt. Also zur Hütte gelaufen, erneut alle Papiere abgegeben und den Zettel mit der Nummer bekommen. Warum ich so schnell dran kam und die anderen noch warten mussten, keine Ahnung. Also zurück zur Grenze und angestellt. Ums kurz zu machen, ich wartete 2 Stunden und hatte 5x meine Papiere vorzulegen. Dann müsste ich auch wieder Formulare ausfüllen, die diesmal auf Russisch waren. Als ich endlich ein deutsches Formular erfragt hatte musste ich lange diskutieren, denn ich musste ja meine Passnummer und alle Fahrzeugdaten einschließlich Fahrgestellnummer eintragen. Nur die Dame am Schalter wollte mir erst meine Papiere ( in denen das ja alles stand) zurückgeben, wenn ich die Formulare ausgefüllt hätte. Aber wer hat schon seine Passnummer und die Fahrgestellnummer im Kopf. Ihre Antwort war mehrfach „DU SCHREIBEN!!!“ die hat bestimmt auch schon mal in einem anderen Job gearbeitet!
Ok, irgendwann hat sie es dann eingesehen und nach einer weiteren Gepäckkontrolle konnte ich fahren.

Durch die Länder des Baltikums war ich immer wieder von der Sauberkeit und Ordnung angetan, hier herrscht genau das Gegenteil. Wie schon in Kaliningrad habe ich den Eindruck, hier jemanden vom Problem mit Plastikmüll zu überzeugen ist so, wie wenn bei der Planung eines Hausbauen jemand als erstes die Farbe der Gardinen diskutieren will. Die Menschen hier haben täglich leider ganz andere Probleme zu bewältigen. Dennoch habe ich es mit auch hier in St Petersburg nicht nehmen lassen, überall wies ging Plastikmüll aufzuheben und in Mülleimer zu werfen.

Meine Ankunft hier war erstens sehr spät, nach 7 Stunden Fahrt, und dann hat mich mein Navi, wie schon in Kaliningrad, an den falschen Ort navigiert.
Hier sollte mein Hostel sein.





Also angefangen herumzufragen, bis ich das Strassennummernsystem verstanden hatte und das richtige Haus fand. Allerdings war auch hier nichts von einem Hostel zu sehen. Daraufhin dann ein Anruf und nach kurzer Zeit kam der, wie sich später herausstellte, Besitzer einer Wohnung, in der er Zimmer vermietete. Ok, nun wohin mit meinem Motorrad. In den Innenhof. Das war nur problematisch, da nur das kleine Durchgangstor zu öffnen war. Also alle Taschen abgebaut und versucht, durch das Tor zu gelangen. Mit Brettern und viel Mühe haben wir es dann Geschäft, durch das viel zu kleine Tor und über die Querstrebe am Boden zu kommen. Als ich dann alles abgeschlossen hatte sagte mir der Vermieter, das ist doch keine so gute Idee im Innenhof, das ist nicht sicher. Er fragte gegenüber in einem Haus, das eine Tiefgarage hatte, ob ich da einen Platz bekäme. Das ging auch klar, nur nun musste das ganze Spiel wieder beginnen, das Motorrad wieder aus dem Hof zu bekommen. Dabei haben wir dann auch fast das komplette Tor herausgerissen. Das entlockte dem Vermieter aber nur ein amüsiertes Lächeln.
Dann ging es ins Haus, und so etwas habe ich noch nicht gesehen. Die Bilder sagen alles, das ist das Treppenhaus.
DerLift war so klein, dass ich mit. Meiner Gepäckrolle nicht hineingepasst habe.





Aber das Zimmer ist ok.
Heute konnte ich dann bei anfänglichem Regen die Stadt erkunden. Das ging am besten im Trockenen mit einem Sightseeingtour Bus. Ist schon beeindruckend, diese Bauwerke und die Größe. Ein krasser Gegensatz zu den oben gezeigten Bildern. Diesen Eindruck werde ich so schnell nicht los, den ich hier von einer Gesellschaft gewonnen habe, die wohl so stolz auf ihr Land und doch im privaten so wenig bemüht darum ist.
Morgen sagt der Wetterbericht nun komplett Regen voraus. Dann wird meine Fahrt nach Finnland wohl etwas nass, aber ich hoffe, dass meine Ausrüstung das abkann und nebenbei wird vielleicht mein Moped wieder etwas sauber. Das schaut echt schlimm aus.

Ach ja, und natürlich habe ich jedem der es hören wollte, oder auch nicht, von der Notwendigkeit erzählt, Plastik zu vermeiden. Selbst von höchster Ebene habe ich Unterstützung erbeten. 😉










1 Kommentar:

  1. Mein lieber Falk,

    wer die Fahrgestellnummer nicht im Kopf hat, vergisst wahrscheinlich auch seinen Hochzeitstag oder macht andere schlimme Dinge! Aber jetzt kennst Du sie ja.
    Dann weiter gute Fahrt - oder счастли́вого пути́!

    Der Martin

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