Trondheim war sehenswert. Aber das dachten sich sehr viele mit mir. Nach den sehr entspannten und ruhigen Tagen in der Natur war es nicht so einfach, wieder in das Stadtleben einzutauchen.
Ein sehr beeindruckender Dom und die hoch oben liegende Festung waren meine Besichtigungsziele.
Das WM Finale habe ich tatsächlich nur durch Zufall gesehen. Zumindest die 2. Halbzeit. Ich hatte das nicht auf dem Schirm und im Vorbeigehen in einer Kneipe den Fernseher gesehen.
So weit weg von all den Alltagsdingen war ich glaube ich noch nie.
Mir fällt auf, dass da wo Touristen sind auch mehr Müll herumliegt. Das überrascht nicht, aber in den vielen kleineren Orten, durch die ich auf den Nebenstraßen komme, ist es wesentlich sauberer. Mittlerweile habe ich meinen Spaß daran, zu beobachten, wie die Leute reagieren, wenn ich mich nach herumliegendem Plastikmüll bücke und in den nächsten Mülleimer schmeiße.
Das müsst ihr unbedingt mal machen. Am besten dort, wo viele Leute unterwegs sind. Noch besser ist es, wenn ihr seht, wie jemand etwas „aus Versehen“ fallen lässt. Einfach hingehen, aufheben und wegschmeißen. Ohne Kommentar. Das wirkt!
Bei meinem gestrigen Aufenthalt in einer bezaubernden Fasshütte traf ich am Ufer des Fjordes einem Norweger mit seiner Tochter. Wir unterhielten uns lang über die Umweltprobleme und er erzählte mir, dass es auch die großen Schiffe sind, die in den Fjorden unglaublich viele Abgase in die Luft blasen und damit nicht unerhebliche Umweltschäden verursachen. Es sei so schlimm, dass in den Fjorden ein permanenter Dunst die Sicht trübt. Das könnte ich heute mit eigenen Augen sehen.
Er erzählte sehr angeregt von seiner Naturverbundenheit und dass auch er sich für seine 9 jährige Tochter für den Umweltschutz einsetzt. Während er sehr anschaulich von seinen Vorstellungen einer sauberen und gesunden Natur berichtete, rauchte er genüsslich eine Zigarette, die er, als sie aufgeraucht war, gekonnt ins Wasser schnippte.
Ich stand auf, ging zu seiner 9 jährigem Tochter, die mit kleinen Keschern Krebse fing, fragte, ob ich mir einen Kescher ausleihen darf und fischte den Zigarettenstummel wieder aus dem Wasser. Ich legte ihn dann einfach neben uns auf die Bank, von wo der etwas konsterniert blickende Norweger ihn nahm und mit einem Lächeln meinte, „du meinst das echt ernst, was du da machst“. Ich nickte und machte auf meiner imaginären Liste einen weiteren Strich. Wieder jemanden überzeugt. Hoffentlich hält es an.
Am Morgen dann, nach einer überraschend kalten Nacht, ging es bei strahlendem Sonnenschein in Richtung Trollstegen und Geiranger Fjord. Ich bin so froh, hier noch kürzere Etappen geplant zu haben, denn es wäre echt schade, nicht ausreichend Zeit für diese traumhafte Umgebung nutzen zu können.
Die Trollstegen sind der blanke Wahnsinn. Und das in zweierlei Hinsicht. Zum einen ist die Straße und die Aussicht dann von oben gigantisch. Zum anderen sind die Berge von Menschen ebenso beeindruckend. Bei meiner Fahrt über die steilen Serpentinen hatte ich zum Glück keine größeren Behinderungen. Von oben dann konnte ich aber einige Stauungen auf der Strecke beobachten, weil zwei Busse nicht aneinander vorbeikamen.
Nach einem ausgedehnten Bergspaziergang und einigen Gesprächen mit anderen Bikern (zwei aus Thailand, die mit dem Motorrad hier sind und noch durch ganz Europa fahren, bis es dann von Spanien aus mit dem Flugzeug wieder nach Hause geht, krass!, und einem aus der Nähe von Rosenheim, kleine Welt) ging es zum Geiranger Fjord. Als ich oben am Aussichtspunkt über dem Fjord ankam herrschte das pure Chaos. Jeder wollte irgendwie anhalten und Fotos machen, doch der Parkplatz war komplett voll, so dass auch auf der Straße Busse standen und selbst mit dem Motorrad keine Haltemöglichkeit bestand. So fuhr ich weiter. Abwärts die Serpentinen zum Fjord hinab. Doch noch bevor ich über dem Berg die erste Kurve erreichte sah ich, wie eine riesige Wolke in den Fjord zog. Ich lenkte noch schnell in eine kleine Einfahrt und stellte mich unter ein winziges Vordach eines verlassenen Hauses, als auch schon ein heftiger Sturm aufkam, der Regen peitschte und Blitz und Donner den gesamten Fjord in ein einziges Gewitterszenario verwandelten. War ich froh, diese kleine Hausecke rechtzeitig gefunden zu haben.
Dort stand ich dann, eng an die Hauswand gedrückt ca. 30 Minuten, bis der Regen etwas nachließ und ich meine Regensachen überziehen und weiterfahren konnte.
Unten an der Fähre angekommen war der ganze Spuk vorbei.
Die Fahrt dann mit der Fähre auf dem Geiranger Fjord war atemberaubend. Über 200 Meter hohe Wasserfälle und beeindruckende Felswände prägten die 60 minütige und 45 € teure Fahrt. Aber das hat sich gelohnt.
Somit liegen auch die letzten Höhepunkte in Bezug auf Natur hinter mir. Jetzt freue ich mich noch auf die mir unbekannten Städte Oslo, Göteborg und Kopenhagen, bevor es dann wieder nach Deutschland geht.
Heut ist der erste Tag meiner Tour, soweit ich mich erinnere, an dem ich im Regen starten muss. Aber ich bin guter Hoffnung, dass es bald aufklart.